BUNDjugend  

Bunter Protest für eine grüne Landwirtschaft

Mit Energie und Kreativität als große Gruppe für eine bessere Welt eintreten, sich vernetzen, weiterbilden und bei all dem jede Menge Spaß haben: So sah unser Programm für das „Wir haben es satt“-Demowochenende der BUNDjugend aus. Gemeinsam mit Zehntausenden demonstrierten wir für eine gerechte EU-Agrarpolitik: für eine Förderung von klimaschonender Landwirtschaft, die Mensch, Tier und Umwelt gut tut, statt Monokulturen, Pestiziden und Massentierhaltung.

Die „Wir haben es satt“-Demo fand 2019 bereits zum neunten Mal parallel zum Beginn der „Grünen Woche“ in Berlin statt. Nicht gegen die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern Seite an Seite mit Kleinbäuer*innen und Bio-Landwirt*innen, schließlich versorgen sie uns mit gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln und haben die Agrarindustrie genauso satt wie wir als Umweltschutzverbände und Konsument*innen.

Auch die BUNDjugend hatte sich diesen Termin lange im Voraus im Kalender markiert. Der Bundesverband hat in Berlin auch dieses Jahr wieder ein Demowochenende mit buntem Workshop-Programm und der gemeinsamen Unterkunft in einer Berliner Schule organisiert, zu dem junge Menschen aus ganz Deutschland anreisten. Wir aus Schleswig-Holstein waren natürlich auch mit dabei und hatten zusammen mit der BUNDjugend Hamburg einen Bus für die gemeinsame Fahrt nach Berlin organisiert.

Am Freitagmittag konnten wir pünktlich aus Kiel losfahren, den Bus vollgepackt mit Taschen, Schildern und Motivation. Auf dem Weg in die Hauptstadt sammelten wir dann noch die Hamburger*innen ein. Bei einer Pause auf dem Rasthof schüttelten wir uns alle mit einer kleinen Schneeballschlacht die Winterstarre aus den Gliedern.

In Berlin wurden wir, hungrig von der langen Fahrt, mit leckerer Suppe empfangen. Anschließend ging es gleich ins Plenum, wo sich der Bundesvorstand vorstellte und es nach ein paar organisatorischen Dingen direkt zur Sache ging. Da wir dieses Jahr besonders auf das Insektensterben aufmerksam machen wollten, war als Auftaktaktion für die Demo ein „Die-In“ geplant. Dafür wurden noch Slogans und vor allem Freiwillige gebraucht, die in die Rolle von Bienen und Schmetterlingen schlüpften oder diese (symbolisch) zu Tode sprühten. Es dauerte nicht lange, bis wir alle zusammen eine bunte Performance auf die Beine gestellt hatten.

Am nächsten Morgen gab es um acht Uhr Frühstück, schließlich lag ein actionreicher Tag vor uns. Wir feilten noch einmal an dem Insekten-Die-In, verteilten die ÖPNV-Tickets und dann zog unser eigener kleiner Demoblock mit zahlreichen Schildern, Fühlern und Flügeln zur U-Bahn, die uns zum Brandenburger Tor brachte. Dort ging es dann los mit unserer Performance. Anfangs lief sie zwar etwas chaotisch, wir konnten sie aber dennoch gut über die Bühne bringen.

Dann begann der eigentliche Demonstrationszug. An der Spitze sollten auch dieses Jahr wieder die Traktoren fahren. Landwirt*innen aus ganz Deutschland hatten die Anreise auf sich genommen, um für eine gerechte Agrarwende einzutreten, und so konnte ein neuer Rekord aufgestellt werden: 171 Landmaschinen waren mit dabei! Nachdem sie unter großem Jubel an uns vorbeigezogen waren, setzte sich auch der Rest der Menge in Bewegung. Wir versammelten uns hinter dem Lautsprecherwagen des BUND und der BUNDjugend, der mit Musik und Sprechchören dafür sorgte, dass die großartige Stimmung nicht abriss. Unser Weg führte uns auch an der internationalen Agrarministerkonferenz vorbei, wo diejenigen, die Kochtöpfe mitgebracht hatten, im wahrsten Sinne des Wortes Alarm schlugen.

Die Demoroute führte schließlich zurück zum Brandenburger Tor, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Wir erreichten sie genau im richtigen Moment, um die Rede von Vorstandsmitglied Franz zu hören. Auch alle 171 Treckerfahrer*innen wurden auf die Bühne gebeten. Außerdem berichtete die Rechtsanwältin Roda Verheyen von den Klimaklagen, die sie gemeinsam mit Greenpeace und ihren Mandant*innen führt. Jetzt erfuhren wir auch, dass 35.000 Menschen anwesend waren und somit noch einmal mehr als im Vorjahr!

Einige von uns nahmen anschließend das Angebot der Heinrich-Böll-Stiftung wahr, sich mit Demosuppe aufzuwärmen und Vorträgen zu lauschen oder sich an Diskussionen zu beteiligen. Für diejenigen, die bereits zur Schule zurückkehrten, standen verschiedene Angebote im Open Space zur Verfügung. Nach dem Abendessen gab es dann noch ein breit gefächertes Workshop-Angebot zu Themen wie Energiewende, Digitalisierung oder zivilem Ungehorsam. Trotz des anstrengenden Demotags verbrachten Viele von uns noch weit mehr als die eingeplanten anderthalb Stunden mit angeregten Diskussionen.

Und dann war auch schon der Sonntag und damit der Abreisetag gekommen. Nach dem Frühstück gab es ein letztes gemeinsames Plenum, bei dem Fotos und Presseberichte gezeigt wurden. Deutlich wurde: Wir waren unüberhörbar – offen bleibt bisher, ob auch auf uns gehört wird. Und so traten wir den Heimweg an, zufrieden mit dem, was wir auf die Beine gestellt hatten, aber auch in dem Bewusstsein, dass es nicht das letzte Mal gewesen war, dass wir unsere Stimme für eine gerechtere Agrarpolitik erhoben haben…